Geheimnisse, ueberall Geheimnisse: Die Politik mancher Firmen besteht darin, die Mitarbeiter moeglichst dumm zu halten. Das sieht man beispielsweise hier in der Firma, in der ich gerade taetig bin. Da kommen die Kollegen in die Schulung und fragen sich erst einmal, was sie hier ueberhaupt sollen. Dann wird ihnen gesagt, dass es ein neues System gibt. Was dieses tut, wie es aussieht, wie sich das neue System auf ihre Arbeit auswirkt, bekommen sie dann haeppchenweise praesentiert. Dass dabei die ganze Wahrheit offenbart wird, davon sollte man nicht ausgehen.
Anderes Beispiel: Ich bin gebeten worden, mich nicht mit den Worten zu verabschieden bis naechste Woche “bis naechste Woche”, weil das nur auf wenige Mitarbeiter zutrifft und diese Mitarbeiter von ihrem Glueck noch nichts wissen und die anderen nicht wissen sollen, dass sie in der naechsten Woche nicht dabei sind. Das kann man feinfuehlig nennen, oder aber auch nicht. Man soll sich nichts vormachen: Erfahren tun sie es ja trotzdem.
Entfernungen sind hier in Tschechien uebrigens auch ein Thema. Manche Kollegen benoetigen fuer die Heimfahrt fuenf Stunden. Die Verbindungen sind nicht so optimal. Mein Einwand, dass das Land doch gar nicht so gross sei, wurde mit einem Lachen quitiert: “Sieht so aus, nicht?”.
Die Menschen sind nett, besonders die Taxifahrer. Alle Fahrer wollen mich zum Flughafen fahren. Die sind nett. Heute der, wusste gar nicht, wohin er mich fahren sollte. Ich kenne mich aber mittlerweile so gut aus, dass ich ihm den Weg zeigen konnte. Gut, man biegt vom Hotel nach links ab und faehrt zwanzig Minuten geradeaus. Das kann man sich merken. Beunruhigt heute morgen war, dass der Fahrer die ganze Zeit mit dem Handy telefonierte und dabei immer ein Problem mit der Hydraulik ansprach (ein Wort, dass so aehnlich klang Problem und Hydraulik – da bleibt nicht viel Interpretationsspielraum).
Ich bin gestern auch ein wenig in der naehren Umgebung herummarschiert. Bei null Grad macht das nicht allzuviel Spass. Ich wohne direkt an einem grossen Friedhof. Danach kommt ein grosses Einkaufszentrum, dass sich hinter den Prachgebaeuden in Deutschland nicht verstecken braucht. Oder sollte ich sagen: Die Shopping Malls in Deutschland muessen sich noch nicht verstecken? Weiter ging es durch Strassen, wo man mal mehr oder weniger vertrauenserweckende Geschaefte sah und, ich bin leider kein “Der Preis ist heiss”-Experte, die Preise sahen mir nicht so aus, als ob sie besonders guenstig waeren. Die Restaurants in meiner Umgebung warteten mit tschechischen Speisekarten auf. Das war nichts fuer mich. So landete ich nach einer Stunde und mittlerweile auch recht hungrig, wieder im Shopping Mall, wo ich an McDonalds gerade noch vorbeikam und bei einem Italiener (oder so etwas aehnlichem) landete, der seine Speisekarte auch mit englischen Texten versehen hatte. Die Portionen waren riesig und die Bruchetta, die in Deutschland wirklich eine Vorspeise ist (hier war sie auch als solche angekuendigt), war hier ein komplettes Gericht, das mich schon gesaettigt hatte.
Heute abend geht es in Richtung Heimat, bis in die Innenstadt bin ich nicht vorgedrungen. Aber die Story wird fortgeschrieben, denn spaetestens am Sonnabend sind wir wieder hier.