Wenn wir schon Papst sind, dann müssten wir uns ja jetzt alle schämen. Denn unsere ersten Entscheidungen von Tragweite, scheinen nicht von dieser Welt zu sein. Mit Verlaub der glückliche alte Mann ist ein Wolf im Schafspelz.
Die Entscheidung, dass eine brasilianische Sängerin nicht beim Weihnachtskonzert des Papstes auftreten darf, weil sie für eine Kondom-Kampagne geworben hat, mag man noch belächeln und sagen: »Na sollen sie doch.« Das ein Kondom sowohl für die Verhütung nutzbringend sein, wie auch noch AIDS verhindern kann, weiß ja nun hierzulande fast jeder. Sogar im Vatikan weiß man es. Es wird aber anders gewertet. Nicht, dass man sagt: »Ist doch toll, dass weniger Leute sich mit AIDS infizieren. Wir haben ja auch noch ein Bevölkerungswachstums-Problem in der Welt.« Nein, auf die Idee kommt man nicht. Offenbar ist man der Meinung, dass AIDS gottgewollt ist und deshalb der einzige Weg ist, die Verbreitung zu fördern.
Aber das wir auch der Meinung sind, dass es eine Perversität ist, homosexuell zu sein und dass es wider der Natur ist, widert mich nur noch an. Begründet wurde es unter anderem mit der Tatsache, dass ein schwuler Geistlichere nicht in der Lage wäre, sich in seine Schäfchen hineinzuversetzen. Oder zumindest nicht so, wie es die katholische Kirche sich vorstellt. Vielleicht bediene ich ja nur platte Klischees: Aber wird nicht gerade schwulen Männern nachgesagt, dass sie sich viel besser in andere Menschen hineinversetzen können? Wären sie damit nicht für eine solche Berufung prädestiniert?
Putzigerweise, ich sag es mal so, sagt man heutzutage, dass der Islamismus in der Phase steckt, in der die Kirche im Mittelalter gewesen wäre. Die christlichen Kirchen wären jetzt schon viel, viel weiter und aufgeklärter. Nun ja: So viel weiter kann es mit der katholischen Kirche ja nicht her sein. Nur weil es Fotos der Erde, aus dem Weltraum aufgenommen, zeigten, dass die Erde doch keine Scheibe ist, und man gezwungenermaßen zugeben musste, dass das Scheibenmodell nicht trug, heißt das noch lange nicht, ein aufklärerischer Geist wäre in die Vatikan-Hirne eingezogen.
Wie man ja sieht.