Man gehe mal irgendwo in eine grenznahe Stadt in Deutschland und frage »Parlez-vous français?«. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies in den meisten Fällen schief geht. Das ist in Luxemburg anders. Allerdings mit Einschränkungen, denn man muss erst mal einen Luxemburger finden. Ich war das letzte Mal vor sieben, acht Jahren in Luxemburg gewesen, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht.
Damals lief das so ab: Ich kam am Flughafen an, wurde von einem freundlichen Mitarbeiter des Kunden abgeholt, der ein tadelloses Deutsch sprach – wie man es halt von Luxemburger gewohnt war -, absolvierte meine Schulung deutschsprachig, ging mit den Kollegen sogar noch nach Feierabend ein Bierchen trinken, wurde zum Flughafen gebracht und flog nach Hause. Komplikationslos. Im Hotel verständigte ich mich in deutscher Sprache, weil es sprachen ja alle.
Heute bin ich mit dem Zug gekommen, mein Ziel war Esch. Ich war noch nie in Esch, und die einzige Information, die ich hatte, war der Name des Hotels, welches von unserem Kunden gebucht worden war, und welches in gestern zwischen Tür und Angel noch herausbekommen hatte. Da auf der Übersichtskarte der Stadt keine Hotels eingetragen waren und somit die Option per pedes zu meiner Übernachtungsmöglichkeit zu kommen mir verschlossen war, nahm ich ein Taxi. Ich packte mein Gepäck in den Kofferraum, stieg ein und teilte dem Taxifahrer mit, dass ich gern zum Hotel Topaz wollte (sehr empfehlenswert, wenn ich das mal anmerken darf). Mein Gegenüber und Dienstleister verstand offenbar nur Bahnhof. Ich war auf einen Menschen gestoßen, der nicht der deutschen Sprache mächtig war. Allerdings sah er auch nicht ganz mitteleuropäisch aus. Zweiter Versuch: diesmal das ganze mit französischer Aussprache, was bei den Worten »Hotel« und »Topaz« nicht allzu schwierig war. (Kleine Geschichte am Rande: Ich zuckte schon bös zusammen, als wir anfuhren und ich auf das Taxometer schaute. Fünf (5!) Euro waren dort notiert, und ich dachte mir, damit werden die Freiburger, die mir am Anfang der Woche schon 3,50 Euro abgeknöpft hatten, bevor wir überhaupt einen Meter gefahren waren, locker geschlagen. Man überschlägt dann schon schnell im Kopf, wieviel man noch an Bargeld in der Tasche hat. Aber ich wurde alsbald beruhigt, denn offenbar war der erste Kilometer inklusive, dass es gar nicht sooo teuer wurde.) Nun war ich ja vorsichtig geworden, und begrüßte den Portier des Hotels mit einem freundlichen »Bonjour«, dem ich die Frage, auf deutsch anschloss, ob er deutsch sprechen würde. »Wir sprechen hier alle deutsch, schon mit der ersten Klasse.« »Fein, mein Taxifahrer gerade nicht.« »Dann war es auch kein Luxemburger.« Dieser bestechenden Logik ist nichts entgegenzusetzen. Während ich meine Personalien bekanntgab, bekam ich die Information auf den Weg, dass schon seit etwa zweihundert Jahren die Luxemburger die deutsche Sprache in der Schule lernen würden, wenn ich es richtig verstanden habe, noch vor dem Französischen. Was schon ein wenig lustig ist, wo doch Französisch die Amtssprache ist. Aber das kann ich natürlich auch mal wieder falsch gehört haben. Um den guten Mann nicht verärgern (und um nicht eventuell eine Dachkammer zugeteilt zu bekommen), habe ich gesagt, ich wollte mit der Frage nicht unhöflich sein, ich hätte es, wenn nicht reagiert worden wäre, halt in französischer Sprache probiert. Nein, der Mann hatte volles Verständnis und versorgte mich Zahlen, wie viele Franzosen, Deutsche und Belgier jeden Tag in Luxemburg einfallen. Insofern war die Frage vielleicht doch nicht so falsch gewesen, denn ich hätte ja auch auf einen französischen Portier treffen können. Und was wäre dann passiert? Schulterzucken.