So ganz habe ich es immer noch nicht verstanden und ich sage auch ganz ehrlich, dass das heutige Urteil zu den Neuwahlen nicht ganz mein Rechtsempfinden trifft. Aber ob mein Rechtsempfinden getroffen wird oder in China ein Sack Reis umfällt ist ja schließlich auch egal.
Es werden sich wieder ein paar enttäuscht abwenden und sich sagen, dass man da oben wohl machen kann, was man will. Diejenigen werden sich dann eventuell in eine der extremeren Richtungen orientieren, so mancher wird sich auch sagen, dass er das Wählen ganz lassen kann, wenn die Politiker zwischendurch mal keine Lust mehr haben. Das Merkel, Stoiber & Co. mit dem Urteil aus Karlsruhe gut leben können, weil jetzt der Weg an die Macht geebnet ist, verstehe ich ganz gut. Anders sind die Äußerungen von den Herrschaften ja nicht zu verstehen, und für einen Weg an die Macht vergeht man sich auch schon mal an Grundrechten. Ist man nicht anders gewöhnt. Auch die SPD ist da nicht viel besser, wie uns die letzten Jahre gezeigt haben. Von den Grünen und der F.D.P. erwartet man auch nicht mehr viel.
Mit wem man redet, häufig hört man, es werde nur noch das geringere Übel gewählt. Soweit sind wir gekommen.
Jeder weiß, dass der Kanzler aus Eitelkeit oder auch aus was-auch-immer die Neuwahl betrieben hat (mir ist es immer noch rätselhaft) und die Gründe konstruiert sind. Jeder hat es gesehen, jeder weiß es und zum Schluss wird trotzdem gesagt: »Jawohl, wir können ihm nicht nachweisen, dass er eine Mehrheit hat.« Mit so einer Entscheidung kann der Kanzler jetzt jederzeit den Bundestag auflösen, denn seine Mehrheit wird ihm nie nachweisbar sein. Könnte ja immer jemand geben, der ihm nicht wohlgesonnen ist. Das lässt eine ganz neue Herrlichkeit auf uns zukommen.
Stoiber sagte »Gott sei Dank« sei das Urteil jetzt so gekommen, und es ist anzunehmen, dass er dies buchstäblich gemeint hat. Also wenn es so kommt, wie prognostiziert, werden wir nach dem 18. September weiter mit dem guten Glauben leben dürfen. Hoffnung ist alles. Allerdings sollte man sich auf Karlsruhe nicht verlassen.