Das Hotel hat ja WLAN, Einhorn heißt es übrigens, aber es gibt ein paar Sachen, die ich noch nie gemacht habe, und über die es sich zu berichten lohnt.
Meine Finger fegen über eine wirklich gut zu schreibende Tastatur und das in einem EASY Internet-Café vor dem Hauptbahnhof von München. Meine Bankgeschäfte würde ich hier nicht abwickeln und die Position des Bildschirms ist auch etwas ungewöhnlich, denn er hängt wirklich in Kopfhöhe, wo hat man das schon. Um mich herum gibt es ein Stimmengewirr, im unteren Stockwerk, in dem sich allein vierhundert PCs befinden, ist das aber schon etwas ruhiger als im ersten Stockwerk, wo kaum ein freier Platz zu bekommen ist. Beeindruckend, wie gesagt, ist die Tastatur, die wirklich leise und samtweich ist. Ich werde mich zu Hause von meiner klappernden schwarzen DELL-Tastatur wohl trennen. Bin auf den Geschmack gekommen.
Ja, ich bin in München und dann auch noch in der Nähe des Hauptbahnhofes untergebracht. Das ist dort, wo ein Sex-Shop neben dem nächsten ist und es höchstens eine Unterbrechung durch einen PC-Dealer gibt. Will nicht behaupten, dass das die Gegend für mich ist. Das Hotel ist dreißig Meter neben dem Eingang der Firma, die ich den nächsten beiden Tagen beehren werden. Aus meinem Zimmer, mit Badewanne – wann habe ich das schon mal – schaue ich direkt auf die Büros der Firma. Es gibt schönes. Das Bad ist groß, das Zimmer ist nicht gerade klein, aber sehr hoch. Das mag nun daran liegen, dass ich im fünften Stockwerk dieses Hotels nächtige. Ich kann mich wirklich nicht beschweren. Preis und Größe des Hotelzimmers scheinen mir durchaus angemessen zu sein (75 Euro über HRS).
Die zweite Neuerung war flydba. Mit denen mit ich noch nie geflogen. Das Personal ist nicht gelb, wie bei HLX, sonder pflegt einen grünen Ton, ist aber genauso freundlich. Erst dachte ich ja, das Flugzeug ist ja großzügig mit Personal ausgestattet. Sechs grüne Shirts tobten durch das Flugzeug. Aber später stellte sich heraus, dass drei von denen wohl außer Dienstes waren. Dachte schon, das wäre ein Lehrlings-Flug. Hatte mich sehr beunruhigt. Ich hatte aber mal wieder riesiges Glück und der mittlere Sitz blieb leer. Die Einzige in dem ganzen Flugzeug, soweit ich das beurteilen kann. War ein friedliches Miteinander in unserer Sitzreihe, wir gegen den Rest der Welt. Der Snack von flydba bestand aus einem Getränk und einer Tüte funny Chips, so dass ich das nette Angebot der Nachbarin, von ihrer Ritter Sport Capuccino zu partizipieren ablehnen musste. Wie sagte meine geliebte Frau immer: Es muss ja nicht in Völlerei ausarten.
Nun bin ich in München, der Stadt, die sich als heimliche Hauptstadt anpreis (ja, auch in meinem Hotelprospekt ist dieser Satz zu finden). Ich habe damit einige Probleme: Zum einen stamme ich ja aus Potsdam, und bin Berlin zugeneigt; zum anderen wohne ich sechzig Kilometer von Hamburg entfernt, so dass ich weiß, was ich an dieser Stadt habe. Bei allem Großmut, fällt es mir schwer, München als irgendeine Art von Hauptstadt anzusehen, außer vielleicht, dass sie das traurige Schicksal hat, Metropole von Bayern zu sein. Unter diesem Aspekt versteht man es schon, dass man sich größere Ziele sucht…