Natürlich kann ich überall erschossen werden. Das mache ich mir nicht jeden Tag klar, will ich auch gar nicht. Aber das irgendso ein abgedrehter Typ daherkommt und wild um sich schießt, ist so abwegig nicht, wie man vor ein paar Tagen in Stade gesehen hat. Aber der Gedanke, dass ich aufgrund meines Aussehens und vielleicht etwas zu fixen Tempos dran glauben muss, ist nun wirklich nicht verlockend.
Insofern sind die Betrachtungen von Haim Watzman, die er heute in der WELT äußert, nicht akzeptabel.
Selbstmordanschlaege sind so geplant, dass sie auch dann noch mit einem kleinen Finger ausgeloest werden koennen, wenn der Attentaeter ueberwaeltigt flach auf dem Boden liegt und von schwerbewaffneten Maennern umstellt ist. Er kann trotzdem noch alles um ihn herum in die Luft jagen. Also hat der Polizist, der Menezes erschoss, etwas Furchtbares getan. Aber er hat auch das Richtige getan.
Vorsicht ist das eine, aber Panik und die entsprechenden Reaktionen, sind noch gefährlicher. Der Brasialianer in London, um den es sich dreht, ist für nichts gestorben. Jeder, der jetzt fremdländisch aussieht und einen Rucksack trägt, wird jetzt verdächtigt, ein Terrorist zu sein, nicht betrachtend, dass ja auch Engländer fanatische Muslime sein könnten. Oder Deutsche (wofür es auch Beispiele gibt).
Es werden jetzt Elektro-Schock-Waffen verwendet. Sicher nicht die feine Art, wenn es Unschuldige trifft, aber auf jeden Fall besser, als gleich erschossen zu werden. Das Sorry hinterher hilft einem nichts mehr.
Ich möchte auch nicht in der Haut desjenigen stecken, der den Brasilianer erschossen hat. Aber das ist nun wieder ein ganz anderes Thema. (Eigentlich ein typisches Thema für Simenon…)