Oh ja, heute ist Hochzeitstag. Ich habe schon heute morgen dran gedacht, und wir werden uns einen schönen Abend machen. Aber so ein Hochzeitstag hält auch andere Überraschungen bereit…
Ich ging mit meinen Überweisungen, die ich mir aufsparen musste, da die Überweisungsträger ausgegangen waren, zu meiner Bank, die am Bahnhof eine Niederlassung hegte. Fünf Minuten Fußweg. Dort befindet sich jetzt nur noch ein Selbstbedienungsladen der Bank. Fein. Als Genossenschaftler der Bank bin ich natürlich begeistert, dass so die Kosten reduziert werden. Mein Verständnis als Kunde hielt sich in Grenzen. Seit einem Monat zu. Kaum bin ich mal einen Monat nicht im Lande, schon fangen sie an, Unsinn zu machen.
Ich latschte also in die Stadt hinein, mich um meine Mittagspause bedauernd, denn ich brauchte ja auch noch Überweisungsträger, und ahnte schon, dass es so einige Überraschungen geben könnte. Auf dem Rückweg traf es mich dann. Einige Computer-Shops am Walkerdamm waren verschwunden und unbenannt worden.
Und dann war da dieser Weinladen. Die Beschriftung »Kiels 1. Vinothek« fand ich für eine Neueröffnung ziemlich vermessen. Nach grober Orientierung und netter Aufklärung der Verkäuferin, fragte ich, wie es denn käme, dass man sich diesen flotten Titel verpasst hätte. Ach, sie seien nur eine Zweigstelle und säßen hier schon seit letztem Juli. Juli? Ich war doch etwas verwundert, wo ich denn mit meinen Augen war. Bin mit einem roten Italiener aus dem Laden gegangen und musste dann noch feststellen, dass die Mit-Fahr-Wohn-Zentrale Sause, das »Fahr« aus dem Namen gestrichen hat.
Ich werde älter. An so etwas merkt man’s: man bekommt Sachen nicht mit, Sachen verschwinden und so weiter und so fort. Ich freue mich auf den Italiener.