Es gab da diesen Sketch mit Mr. Bean, als er sich etwas „Besonderes“ gönnen wollte. Er hatte Geburtstag und ging in ein gutes Restaurant. Die Preise waren nicht so ganz nach seinem Geschmack, weshalb er sich das Günstigste von der Karte wählte – Tatar. Als es dann kam, war er einigermaßen entsetzt. Wie Mr. Bean damit umging, kann man sich vorstellen (wer nicht, klicke hier).

Ganz ähnlich wäre es mir wahrscheinlich ergangen, aber ich hatte Mr. Bean noch im Hinterkopf als im Restaurant „Schiller’s“ gegessen haben, das dem Hotel „Stein“ in Koblenz angegliedert ist. Und das kam so…

Ich hatte ein paar Mal im Bistro des Hauses gegessen. Der Burger war außergewöhnlich und hatte mit der Abbildung, die ich von ihm Hotel auf Plakaten gesehen hatte, so gar nichts zu tun. Er war doppelt so groß und sehr lecker. Aber wie ein normaler Burger war er nicht zu handhaben. Eine echte Herausforderung! Das nächste Mal nahm ich Rumpsteak und das war genau auf den Punkt gebraten, wie man es haben will.

So ging ich gestern in die Gastronomie und verkündete, dass ich von der echten Speisekarte essen wolle. Ich könne ins Restaurant gehen, meinte der Kellner, aber das wollte ich nicht. Lieber im Bistro, da hätte ich meine Ruhe und könne auch Lesen, ohne groß angestarrt zu werden von den Paaren und Gruppen. Wie ich wolle, hieß es, und so geschah es.

Der Chef der Küche der Küche stand neben mir und gab mir die Speisekarte, die so übersichtlich war, wie die des Bistros. Mich beschlich das Gefühl, in etwas hineingeraten zu sein, was so von mir nicht geplant war. Mein Blick fiel auf das erste Gericht: Rinder-Tatar … 20 Euro.

Das war nicht die Empfehlung des Chefs, der pries in einer Ausführlichkeit, die an meinen Ohren einfach nur so vorbeizog, ein Überraschungsmenü an. Ich blieb bei dem Preis hängen, der das Spesen-Budget des Tages um ein Vielfaches riss. Ein Kollege von mir sagt in solchen Momenten immer „Scheiß die Wand an!“ und das ging mir auch durch den Kopf. Das Tatar mochte lecker sein, ich bin da schon anders gestrickt als Mr. Bean, aber was mir hier gerade von dem Maître aufgezählt wurde, hörte sich ziemlich interessant an. Also los!

Ich will mal meine Highlights zusammenfassen (völlig unsystematisch):

  • Als Dessert wurde die Kombi Rhabarber und rote Beete serviert. Niemals zusammen gehabt und eine sehr interessante Kombination, die nach Nachschlag verlangt hätte.
  • Wenn da nicht das Dessert mit Kardamom  gewesen wäre, was hartnäckig versuchte, der Rhabarber-Rote-Beete-Kombi den Rang abzulaufen. Ich bin wirklich unentschieden.
  • Für den Preis aß ich sogar die Ananas in Salzkruste, die mehrere Stunden gebacken war – wenn ich es richtig bekommen habe. Für Ananas ziemlich lecker.
  • Die Garnele kam in einer Soße daher, die ich mich hinein hätte legen können, aber das Töpfchen war so klein. Dazu waren kleine Honigmelonen-Kügelchen unterwegs.
  • Davor gab es noch eine Variante von Vitello tonnato, welches aus einer Scheibe Thunfisch (Sushi-Stil – und meine Erinnerung ist auch ein wenig trüb, ob der vielen Gänge, ob es nicht vielleicht auch Lachs war, aber Lachs gab es ja noch und der Chef hätte sich nicht wiederholt, oder?) bestand und kleinen Soßen-Tröpfchen. Das war der erste Moment gewesen, an der ich – wäre der Küchenchef eine Frau gewesen, und sowohl sie wie auch ich unverheiratet, ich einen Heiratsantrag in Erwägung gezogen hätte.
  • Nach der Garnele kam ein Stückchen Lachs. Es sah so einsam aus auf dem Teller, nur ein Hauch von Brauner Butter zierte den Lachs, ansonsten war es einsam. Ich nahm den ersten Bissen und es haute mich um. So zart und eine Geschmacksexplosion auf dem Gaumen. Ein absoluter Höhepunkt.
  • Das Hauptgericht wäre eigentlich Täubchen gewesen. Das hatte ich mal in Frankreich gehabt und hatte mich nicht aus den Socken gehauen. Abgesehen bin ich solcherart Geflügel in Restaurants abgeneigt, denn die Gefahr die Hände zu Hilfe zu nehmen, schreckt mich immer ab. So nahm ich Alternative den Zander. Dergleichen hatten wir schon am Donnerstag beim Candle-Light-Dinner gehabt, aber das hier war wiederum eine andere Liga. Dazu wurde zwei Stangen Spargel gereicht, was ich anderswo als Frechheit empfunden hätte, hier aber völlig angemessen war, denn der Spargel hätte den Morcheln unberechtigt durch Hülle und Fülle die Show gestohlen.
  • Eine Erwähnung wert und hier ein Wort der Kritik: Das gereichte Brot. Oberoberlecker. Aber die Butter war am Anfang zu hart und ließ sich nicht streichen. Ein Problem, dass die Zeit löste.

Jeder Gang war für sich war klein, wie man es aus solchen Restaurants gewöhnt ist. Aber durch die vielen Gänge war ich eigentlich vor dem Hauptgericht schon so satt und sehnte das Bett herbei, wie ich es nur selten erlebt habe. Nach den Desserts wollte ich schon gehen, da kam mir die Bedienung hinterher und meinte „Ich habe noch was für Sie!“ Es wäre mir fast unwillkürlich entfahren: „Noch was?“ Es war eine Riesling-Créme. Ich wäre nicht ich, wenn ich mir das hätte entgehen lassen.

Heute gab es einen Döner-Teller. In einem Imbiss. Somit bin ich wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

Bild-Hinweis

Das Bild ist ein Ausschnitt ist ein Ausschnitt aus dem Werbeplakat des Restaurants Schiller’s und gibt die Wahrheit nicht annähernd wieder, der Burger ist noch viel üppiger, größer und leckerer als auf dem Bild. Hat aber vermutlich nicht auf das Plakat oder den Teller gepasst. Die Rechte an den Bild liegen nicht bei mir sondern bei dem Restaurant bzw. deren Werbeagentur.